Die Erfahrungen von Meike Decker

Portrait Meike Decker ist zum Zeitpunkt des Interviews im August 2023 24 Jahre alt und eben ihrem Studium als studentische Aushilfe in Kliniken und Notaufnahme tätig. Im Alter von circa 12 Jahren setzte ihre erste Periode unter starken Schmerzen ein. 2016 erhielt sie die Diagnosen Endometriose und Adenomyose. Vor allem die Psychotherapie half ihr mit diesen Diagnosen in jungen Jahren umzugehen.

Seit ihrer ersten Periode dachte Meike Decker sehr starke Schmerzen seien normal während der Menstruation. Die Intensität der Schmerzen führten bis zum Erbrechen, Ohnmacht und Taubheit in den Beinen. Aufgrund dieser Symptome folgten eine Reihe von Arztbesuchen und Fehldiagnosen. 2017 wurden zwei Lapraskopien durchgeführt und die Diagnosen Endometriose und Adenomyose gestellt. Bis dahin hatte Meike Decker das Gefühl die Ärzt*innen regelrecht davon überzeugen zu müssen, sie zu operieren. Immer wieder wurde ihr gesagt es sei psychosomatisch und Meike Decker begann sich zu fragen, ob sie sich die Schmerzen vielleicht nur einbildete. Die Diagnosen waren somit einerseits eine Erleichterung, andererseits aber auch eine negative Erfahrung, da sie sich nach der zweiten ambulanten Operation nicht gut von den Ärzt*innen betreut fühlte. Die dritte Operation ließ sie stationär von einem ihr vertrauten Arzt durchführen und fühlte sich selbst gefestigter im Umgang mit dem Eingriff.

Was Meike Decker besonders hilft, ist die Psychotherapie um die Diagnose in so jungen Jahren zu bewältigen und Ängste vor Schmerzattacken abzubauen. Die therapeutischen Gespräche stellen einen wichtigen Schritt auf dem Weg der Anerkennung und den Umgang mit der Diagnose dar. Nach jahrelangem Aushalten und Wegschieben beschreibt Meike Decker die Therapie als innerliche Heilung. Zusätzlich tragen auch Schmerzmittel, Wärmflasche, Wärmepflaster, warme Kleidung, Ruhe, Sport, Yoga, Beckenbodenübungen und regelmäßige Massagen zu einer Linderung der Schmerzen bei.

Meike Decker achtet auf ihre Ernährung und verzichtet soweit es geht auf rotes Fleisch, Zucker und Histamin, macht aber auch viele Ausnahmen, um sich nicht auch in puncto Ernährung noch zusätzlich einschränken zu müssen.

Die Diagnosestellung konfrontierte Meike Decker schon früh mit dem Thema Kinderwunsch. Um den Druck herauszunehmen und sich die Möglichkeit schwanger zu werden offen zu halten, ließ sie 2023 in einer Kinderwunschklinik Follikel einfrieren. Sich mit dem Thema Kinderwunsch schon so früh auseinanderzusetzen hat Meike Decker viel Kraft gekostet aber sie ist froh ihre eingefrorenen Eizellen nun als Absicherung zu haben und merkt bereits deutlich wie etwas Druck von ihr abfällt. Um weiteren Druck abzubauen, möchte sie zusätzlich zu ihrer Schwerbehinderung noch einen Antrag auf Gleichstellung stellen.

Ihre jahrelange Ratlosigkeit und Hilflosigkeit motivierte Meike Decker eine Selbsthilfegruppe zu gründen, um anderen Mädchen und Frauen die Möglichkeit zu geben sich auszutauschen, Tipps zu geben und selbst neue Anreize zu bekommen. Vor allem aber auch um das Gefühl zu vermitteln nicht alleine zu sein.

Nachdem viele Freundschaften in die Brüche gegangen sind, hat Meike Decker sich mittlerweile ein soziales Umfeld aufgebaut, in dem sie sich wohl und verstanden fühlt. Im Freundeskreis kennt man ihre Medikamente und weiß, was im Falle einer Schmerzattacke zu tun ist. Auch ihre Eltern waren in Zeiten der Ursachensuche und den Operationen eine wichtige Stütze. Auch wenn Meike Decker kein unbeschwertes Teenagerleben führen konnte, ist sie an den Herausforderungen des Lebens mit chronischen Schmerzen gewachsen.