Brustoperation

Ist die Diagnose Krebs gestellt, steht in den meisten Fällen eine Operation der Brust an. Manche unserer Interviewpartnerinnen wollten den chirurgischen Eingriff möglichst schnell hinter sich bringen, andere wünschten sich Bedenkzeit. Mehrere Frauen fühlten sich durch medizinische Fachpersonen zu einer sofortigen Operation gedrängt. Tanja Auer erzählt, dass sie sich wie in einem Kreislauf befand, in dem man nicht nach rechts und links schauen konnte. Es gab aber auch Ärzt*innen, die vorschlugen, sich erst einmal Zeit zum Überlegen zu nehmen.

Andrea Jesse wollte so schnell wie möglich operiert werden.

Sonja Zeiss-Wengler ist dankbar, dass der Arzt ihr zwei Wochen Zeit zum Überlegen ließ.

Meistens schlagen die behandelnden Gynäkolog*innen ein Krankenhaus für die Operation vor. Manche unserer Interviewpartnerinnen wählten bewusst ein zertifiziertes Brustzentrum, andere gingen in eine Klinik, die sie schon von früheren Aufenthalten her kannten. Melanie Thiel suchte beispielsweise das Krankenhaus aus, in dem sie ihre Kinder entbunden hatte. Unsere Interviewpartnerinnen mit familiärem Brustkrebs gingen auch in das Krankenhaus, in dem gegebenenfalls die Mutter behandelt wurde. Tova Goldblum hat selbst einen medizinischen Beruf und möchte nicht an ihrer Arbeitsstelle stationär aufgenommen werden, sie wählt eine andere Klinik, weil sie dort „anders reden“ kann, wie sie sagt. Auch die Örtlichkeit spielt eine Rolle: Manche der Frauen wollen bewusst in ein Krankenhaus in einer Großstadt, andere wählen lieber eine ansässige Einrichtung.

Einigen unserer Interviewpartnerinnen wurden die Brust oder beide Brüste abgenommen (Mastektomie). Ärzt*innenberaten meist vor dieser Operation zu den Möglichkeiten des Brustaufbaus (Brustaufbau, Prothese). Heute kann auch oft mit schonenden Methoden brusterhaltend operiert werden, Miriam Sulz-Brecht sogar hochschwanger. Was fühlten unsere Interviewpartnerinnen vor der Brustabnahme? Die Frauen erlebten die Situation sehr unterschiedlich. Für manche konnte ein Abschiedsritual von der Brust hilfreich sein, während andere lieber nicht darüber nachdachten, wie die Brust nach dem Eingriff aussehen würde. Sich bewusst den Gefühlen der Trauer und Angst zuzuwenden, war für manche der Erzählerinnen erleichternd, dabei holten sich einige Unterstützung bei Psychoonkolog*innen oder fanden Halt in ihrem Glauben.

Andrea Jesse verabschiedete sich bewusst von ihrer Brust.

Monika Hechstein dachte nicht darüber nach, wie die Brust nach der Operation aussehen wird.

Nicole Bissinger konnte im Beisein ihrer Hunde weinen und Zuversicht für die anstehende Operation bekommen.

Vor der Operation muss eine Einwilligung gegeben werden. Dies erlebten manche der Erzählerinnen als aufwühlend. Viele unserer Interviewpartnerinnen sind zufrieden mit dem Ablauf der Operation, auch wenn sich manche das Aussehen der Narben anders vorgestellt hatten.

Andrea Jesse berichtet von der Situation im Vorbereitungsraum vor der Brust-Operation.

Tova Goldblum bittet die Operateur*innen, auf ein schönes Dekolleté zu achten.

Der Wächterlymphknoten war bei Bianca Winkler nicht befallen, damit war die Brustoperation abgeschlossen.

Manchmal ist eine Operation nicht ausreichend. Steht eine Folge-Operation an, bedeutete dies nicht immer, dass die Brust abgenommen werden muss: Bei Ulrike Blessinger konnte zum Beispiel auch ein zweites Mal brusterhaltend operiert werden. Manche unserer Interviewpartnerinnen entschieden sich in dieser Situation dann aber bewusst für eine Brustabnahme.

Katrin Oppelner entschied sich für eine Total-Operation, obwohl der Professor eine brusterhaltende vorschlug.

Aus den Erzählungen unserer Interviewpartnerinnen wird deutlich, wie einschneidend der Moment ist, sich nach der Brustoperation mit den Konsequenzen auseinanderzusetzen. Manche waren zunächst schockiert, andere verwirrt. Viele Interviewpartnerinnen mussten erst Mut fassen, sich beim ersten Verbandswechsel das Ergebnis der Operation anzuschauen.

Gerda Martin war schockiert, dass ihr die Brust abgenommen wurde.

Dagmar Schiffer hatte das Gefühl, von ihrem Tumor Abschied nehmen zu müssen.

Nicole Bissinger beschreibt, wie sie sich zum ersten Mal nach der Brustoperation im Spiegel anschaute.

Kirsten Seifert konnte sich zunächst nicht die amputierte Brust anschauen.

Katrin Oppelner wollte sich gleich beim ersten Abnehmen des Verbandes das Ergebnis der Operation anschauen.

Monika Hechstein wusste in der ersten Zeit nach der Brustoperation nicht, was sie anziehen sollte.

Es wurde in den meisten Interviews deutlich, wie sehr das Leben im Folgenden von dem Brustverlust geprägt ist. Weitere Erfahrungen mit dem veränderten Körper können Sie unter dem Thementext „Brustverlust“ (Brustverlust) nachlesen.