Die Erfahrungen von Bianca Scholz

Portrait Epilepsie unbekannter Ursache, komplex-fokale Anfälle. Bianca Scholz ist 40 Jahre alt, verheiratet und hat eine dreijährige Tochter. Als sie 13 Jahre alt war, wurden kleinere Anfälle diagnostiziert. Bianca Scholz ist bis heute auch mit Medikamenten nicht anfallsfrei. Ihren Beruf als Zahnarzthelferin musste sie aufgeben.

Bianca Scholz schildert, dass ihrer Mutter, als sie 13 Jahre alt war, bei ihrer Tochter merkwürdige Handlungen auffielen, auf Grund derer sie schließlich mit ihr den Hausarzt aufsuchte. Dieser überwies sie an einen Neurologen, der bei einem Schlaf-EEG kleine Anfälle feststellte. Diese erforderten zunächst keine weitere Behandlung. Die Ursache für ihre Anfälle ist bis heute nicht geklärt.

Bianca Scholz erlebte eine, bis auf gelegentliche Anfälle, unbeschwerte Jungend und konnte ihren Führerschein und ihre Ausbildung als Zahnarzthelferin ohne Hindernisse abschließen. Mit der Zeit wurden ihre Anfälle jedoch schlimmer und häufiger, und schließlich bekam sie doch Medikamente, die in den folgenden Jahren immer wieder neu dosiert werden mussten.

2003 ging sie zum ersten Mal in eine Fachklinik für Epilepsie. Auf Grund ihres Kinderwunsches sollten dort ihre Medikamente umgestellt werden. Bianca Scholz schildert, dass sich durch die Umstellung die Anfallssituation leider verschlechterte und eine lange Suche nach einer guten Einstellung begann. Die mit den Medikamentenumstellungen einhergehenden Entzugserscheinungen und Nebenwirkungen erlebte sie als sehr belastend.

Nach fast fünf Jahren war die Anfallssituation wieder soweit stabil, dass Bianca Scholz schwanger werden konnte. Die Schwangerschaft verlief unkompliziert, allerdings stellte sich im achten Monat heraus, dass das Kind einen offenen Rücken hat. Diese Fehlbildung tritt unter bestimmten Anitepileptika häufiger auf, allerdings nahm Bianca Scholz während der Schwangerschaft keines dieser Medikamente ein. Sie schildert, dass sie sofort beschlossen hatte, sich keine Vorwürfe und Gedanken über die Ursache zu machen und dass ihr das bis heute auch gut gelungen ist.

Bianca Scholz berichtet, dass sie neben der Medikation seit einigen Jahren einen Vagusnervstimulator hat, den sie als beruhigend und entlastend erlebt. Auch das Hintergrundwissen über die Epilepsie, das sie während ihrer Klinikaufenthalte erworben hat, hat ihr den Umgang mit der Erkrankung erleichtert und sie kann heute offener mit ihr umgehen.

Die Art der Anfälle veränderte sich über die Zeit. Bianca Scholz erzählt, dass sie zunächst kurze Nickanfälle erlebte, die mit einem unguten Gefühl einhergingen und fast ausschließlich am Vormittag auftraten. In den letzten Jahren kamen kurze Anfälle dazu, bei denen sie das Bewusstsein verlor und auch stürzte. Heute hat sie jeden Tag kurze Anfälle.

Auf Grund der Verschlechterung der Anfallssituation musste Bianca Scholz ihren Beruf aufgeben und ist seitdem frühberentet.

Bianca Scholz empfindet es als wichtig, sich nicht zu sehr von der Krankheit einschränken zu lassen. Sie erlebt die Unterstützung durch andere, insbesondere die ihres Mannes als sehr entlastend. Mit ihm teilt sie auch ihr großes Hobby, das Tanzen, und sie fühlt sich sicher, wenn er dabei ist.

Anderen Betroffenen rät sie, nicht aufzugeben und positiv zu denken, auch wenn es manchmal schwer fällt.

Das Interview wurde im Herbst 2011 geführt.

Alle Interviewausschnitte von Bianca Scholz