Austausch mit anderen und Selbsthilfegruppen

Für die meisten unserer Erzähler spielte der Austausch mit Leidensgenossen eine wichtige Rolle im Umgang mit den Schmerzen, sei es, dass sie durch andere wertvolle Informationen erhielten und sich über Probleme austauschen konnten, sei es, dass sie sich im Kreis anderer Schmerzpatienten richtig verstanden fühlten. In der Klinik die Erfahrung zu machen, nicht allein zu sein mit den eigenen Nöten und Einschränkungen, bedeutete für viele eine Erlösung und gehörte zu den positiven Aspekten der Klinikaufenthalte.

Für Andrea Müller war der erste Klinikaufenthalt fast wie ein Paradies, weil sie sich zum ersten Mal verstanden fühlte.

Jörg Ziegler machte die Erfahrung, dass die Mitpatienten verstehen, wie es einem geht.

Für viele schuf der Austausch in der Schmerzgruppe Entlastung und Unterstützung. Es gab jedoch auch andere Erfahrungen.

Anja Kaiser findet es so hilfreich, dass in der Schmerzgruppe keiner dem anderen etwas vormachen muss.

Daniela Klein fand es in der Schmerzgruppe entnervend, immer wieder dieselben Beiträge der anderen zu hören.

Auch von aktiver Unterstützung während des Klinikaufenthalts durch andere Patienten war die Rede. Einige Erzähler erwähnten, dass sie sich durch den Vergleich mit anderen, denen es noch schlechter ging, wieder aufrafften und dankbar waren. Rita Lorenz hat kein Bedürfnis, sich mit anderen Schmerzpatienten auszutauschen. 

Petra Andresen erzählt, wie sie sich durch eine Mitpatientin zu Aktivitäten mitziehen ließ.

Ursula Bach findet es wichtig, auch nach ihrer Genesung ein offenes Ohr für die Schmerzen anderer zu haben

Eine ähnlich positive Wirkung durch den Austausch mit Menschen gleicher Erfahrung ergab sich für einige durch die Nutzung von Internetforen. Sie informierten sich hier über die Therapieerfahrungen anderer, knüpften freundliche Beziehungen, tauschten sich aus und stellten auch ihre eigenen Geschichten und Erfahrungen ins Netz. Manche standen jedoch den Beiträgen in einigen Foren eher kritisch gegenüber und fanden den dort gepflegten Stil des Austauschs befremdlich.

Außerhalb der Klinik hatten lokale Selbsthilfegruppen für einige Erzähler eine besondere Bedeutung. 

Clemens Hofmann erzählt, wie es kam, dass er eine Selbsthilfegruppe gründete.

 Nicht alle unserer Erzähler hatten aufgrund ihres abgelegen Wohnorts oder mangelnder Informationen bislang die Chance, sich einer Schmerzselbsthilfegruppe anzuschließen. Informationen über solche Gruppen in Wohnortnähe bezogen unsere Erzähler in den Kliniken oder auf den Internetseiten der großen Schmerzselbsthilfeverbände. Birgit Weiß erzählte, dass sie immer dann, wenn es ihr schlecht ging, den Plan faßte, sich nach einer Selbsthilfegruppe zu erkundigen, es jedoch dann, wenn es ihr besser ging, wieder vergaß.  Karl Krüger meint, dass in den Selbsthilfegruppen oft mehr  Wissen um die Erkrankung vorhanden sei als bei Ärzten. Clemens Hofmann erzählt, wie seine Selbsthilfegruppe durch die Unterstützung eines Dachverbandes sehr rasch wachsen konnte. Er erwähnt, dass in der Arbeit mit den Mitgliedern immer wieder viele Helfer benötigt werden, die Arbeit jedoch auch sehr befriedigend ist, da so viele davon profitieren. 

Friedrich Huber findet, dass in der Selbsthilfegruppe mehr über andere Dinge als über den Schmerz gesprochen werden sollte.

Martin Sander schildert, was er an seiner Selbsthilfegruppe schätzt.

Clemens Hofmann rät allen, Mut zu fassen und sich Selbsthilfegruppen anzuschließen.