Die Erfahrungen von Stefanie Peters

Portrait Stefanie Peters ist zum Zeitpunkt des Interviews 18 Jahre alt und will im nächsten Jahr ein Studium beginnen. Nachdem sie bei einem Aufenthalt in den USA Gewicht zugenommen hatte, begann sie, ihr Essen stark einzuschränken und bis zur Erschöpfung Sport zu treiben. Sie nahm massiv ab. Aktuell ist sie in einer psychosomatischen Klinik und hat bereits etwas zugenommen.

Stefanie Peters erzählt, dass sie während eines einjährigen Aufenthalts in Amerika in ihrer Schulzeit stark zunahm, da sie sich ungesünder ernährte und aus Frust aß, wenn sie sich allein fühlte. Zurück in Deutschland empfand sie Kommentare und Blicke ihrer Eltern und Mitschüler als Sticheleien und war mit ihrem Körper zunehmend unzufrieden. Stefanie Peters beschloss, abzunehmen. Nach und nach schränkte sie ihr Essen ein und fing an, viel Sport zu machen. Sie nahm immer weiter ab und merkte irgendwann, dass sie den „Endpunkt“ nicht mehr fand.

Die Entsagung vom Essen und die sportliche Verausgabung verschafften Stefanie Peters Triumphgefühle und sie bekam zunächst Komplimente. Bald merkte sie allerdings, beispielsweise bei der Abiturprüfung, dass sie sich nicht mehr richtig konzentrieren konnte. Soziale Kontakte wurden schwierig, da ihre festen Esszeiten sie einschränkten und sie gemeinsamen Essen aus dem Weg ging. Stefanie Peters erzählt, dass Essen für sie in dieser Zeit wie ein „Lebenspartner“ war, es begleitete sie von früh bis spät, für anderes war kein Raum mehr. Heute bedauert sie diese „verlorene Lebenszeit“.

Rückblickend hätte sich Stefanie Peters von ihren Eltern in dieser Zeit mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung gewünscht. Einerseits wollte sie möglichst selbständig sein und war deshalb froh, nicht auf ihr Essverhalten angesprochen zu werden, andererseits hätte sie dringend Hilfe gebraucht.

Nach ambulanten Therapieversuchen ist Stefanie Peters nun – auch durch Unterstützung ihres Frauenarztes – stationär in einer psychosomatischen Klinik. Dieser Schritt kostete sie große Überwindung, sie gestand sich schließlich jedoch ein, dass sie es anders nicht schaffen würde. Sie beschreibt, wie hart es für sie war, in die Klinik zu kommen, während alle anderen ihr bestandenes Abitur feierten, und sie nahm zunächst weiter ab. Als sie deshalb nach Hause geschickt werden sollte, wurde ihr klar, dass sie alleine die Essstörung nicht bewältigen könnte.

Auch wenn es Rückschläge gibt, versucht Stefanie Peters nun, Schritt für Schritt mehr zu essen. Vor den Shakes, die sie zur Nahrungsergänzung trinkt, hat sie mittlerweile keinen Ekel mehr, sondern erlebt sie als Hilfe. Essen fängt wieder an, ihr zu schmecken. Gut getan haben ihr die Gespräche in der Klinik und das Interesse, das ihr entgegengebracht wurde. Hilfreich findet sie auch, dass man sich in der Klinik Freiheiten und Therapieangebote verdienen kann, wenn man zunimmt. Im nächsten Jahr will Stefanie Peters ein Studium beginnen. Davor hat sie große Lust, auf Reisen zu gehen.

Das Interview wurde im Sommer 2016 geführt.

 

Alle Interviewausschnitte von Stefanie Peters

Stefanie Peters ist sich sicher, dass es nichts bringt, wenn das Umfeld schweigt. Sie hätte sich mehr Offenheit gewünscht.

Stefanie Peters nahm bei einem Aufenthalt in Amerika viel zu und geriet durch eine anschließende Diät in die Essstörung.

Stefanie Peters hatte Tricks, um anderen vorzumachen, dass alles in Ordnung ist, und gleichzeitig der Essstörung nachzugehen.

Stefanie Peters erzählt, dass sie es falsch fand, andere anzulügen, um ihrer Essstörung nachzugehen, sie aber nicht anders konnte.

Stefanie Peters merkte erst spät, wie sich die Essstörung verselbständigt hatte und ihren kompletten Tag beeinflusste.

Stefanie Peters war den ganzen Tag mit ihrem eingeschränkten Essen beschäftigt.

Stefanie Peters beruhigte ihren Frauenarzt immer wieder, aber er merkte doch, dass etwas nicht stimmt.

Stefanie Peters orientierte sich sehr stark an einer anderen Mitpatientin mit einer Essstörung und empfand es als Konkurrenzkampf: Wer isst weniger?

Stefanie Peters sagt im Nachhinein, dass sie im Internet nur den Teil der Erfahrungsberichte las, der sie weiter in die Krankheit brachte.

Stefanie Peters erzählt, dass ein perfekter Körper für sie wichtig war.

Stefanie Peters schildert, wie sie trotz ihrer Therapie weiter abnahm und die Therapeutin sie mit dem Essen nicht unterstützte; deswegen brach sie die Therapie ab.

Die Essstörung war für Stefanie Peters ein ständiger Begleiter, der sie von allem anderen ablenkte.

Stefanie Peters bedauert sehr, dass sie eine lang geplante Reise nach Asien nicht genießen konnte, da sie mit dem Essen dort nicht zurecht kam.

Stefanie Peters motiviert es, dass sie wieder mehr Lebensqualität erlebt, seit sie wieder mehr isst.

Stefanie Peters verschaffte es ein Triumphgefühl, wenn alle anderen aßen und sie nicht.

Stefanie Peters denkt im Nachhinein, dass sie durch ihre Essverhalten auch die Aufmerksamkeit ihrer Mutter einforderte.

Stefanie Peters erzählt, dass sich in der Klink irgendwann ein Schalter in ihr umlegte.

Stefanie Peters war stolz auf den Schmerz, den sie durch Sporttreiben und Hungern erlebte.