Rehabilitation

Im Regelfall haben Krebspatient*innen einen Anspruch auf eine soziale oder berufliche Rehabilitation. Diese Rahmenbedingungen hierfür sind für gesetzlich Versicherte im Sozialgesetzbuch festgelegt (siehe http://www.deutsche-rentenversicherung.de/Allgemein/de/Navigation/2_Rente_Reha/02_Rehabilitation/02_leistungen/03_reha_nach_krebs/reha_nach_krebs_node.html).

Ähnliche Regelungen gelten für privat Versicherte und Beihilfeberechtigte. Die Kosten einer Rehabilitation werden demnach von der gesetzlichen Rentenversicherung, der gesetzlichen Krankenversicherung, eventuell auch der gesetzlichen Unfallversicherung, den privaten Kranken- und Rentenversicherungen oder dem Bund und den Ländern (für beihilfeberechtigte Berufsgruppen) getragen (siehe http://www.krebsinformationsdienst.de/leben/alltag/rehabilitation-nach-krebs.php).

Einige unserer Interviewpartner*innen nahmen eine Anschlussheilbehandlung (direkt nach der Therapie) oder eine onkologische Rehabilitation in Anspruch, davon manche in spezifischen Fachkliniken. Sie schildern die Erfahrung, dass ihnen der Aufenthalt in einer Rehabilitationsklinik auf verschiedene Weise gut tat.

Die verschiedenen Anwendungen in den Rehabilitationskliniken waren für manche unserer Erzähler*innen hilfreich. Als übergreifenden Aspekt, der durch die Anwendungen gefördert wurde, schildern sie das wieder aufkommende Vertrauen in die eigene Handlungsfähigkeit, sei dies durch Sport und Bewegungstherapien, kreativitätsfördernde Therapien wie Kunst- oder Musiktherapie, oder Entspannungsübungen wie Progressive Muskelrelaxation oder Autogenes Training. Wichtig war der Erwerb von Fertigkeiten im Umgang mit dem Stoma, der Ernährung und der neuen Lebenssituation. Dazu gehörte auch der mühsame Prozess, sich eingestehen zu können, dass man Hilfe in Anspruch nehmen sollte. Für manche stand in der Rehaklinik die fachliche Beratung im Vordergrund, für andere der freie Raum und die Atmosphäre, in der sie sich entfalten konnten.

Petra Markert tat gut, in der Sporttherapiegruppe zu erleben, dass sie wieder belastbar war.

In einer anthroposophischen Klinik lernte Richard Linde, die eigenen Heilkräfte zu stärken.

Iris Niebling war es neben dem Körperlichen auch wichtig, dass ihre Seele wieder zu Kräften kam.

Welche Maßnahmen des Angebots von den Interviewpartner*innen als hilfreich angesehen wurden, hing nicht zuletzt auch von ihren persönlichen Neigungen ab und konnte in der Regel mit dem behandelnden Team abgesprochen werden. Manche Interviewpartner*innen kamen in der Reha beispielsweise mit Psychoonkologie in Berührung. (siehe auch „Psychotherapie und Psychoonkologie“).

Lorenz Kraus machte beim zweiten Mal eine ambulante Reha und konnte Einfluss auf seinen Therapieplan nehmen.

Für viele war in der Rehaklinik der Austausch mit Mitpatient*innen von ganz besonderer Bedeutung. Häufig wurden auch Kontakte zu Selbsthilfegruppen hergestellt, was allerdings zum Bedauern mancher Erzähler*innen nicht immer gelang (siehe auch „Selbsthilfe“). Manchen tat es gut, auch andere Patient*innen zu erleben und sich vergleichen zu können oder Unterstützung zu erfahren.

Richard Linde tat es gut, auf Gleichgesinnte zu treffen.

Während der Austausch mit Mitpatient*innen für manche sehr unterstützend war, bemerkten auch einige, dass sie sich distanzieren oder den Kontakt zu anderen dosieren mussten, um von den anderen Schicksalen nicht zu sehr belastet zu werden.

Rosi Blumenthal konnte die Geschichten der Mitpatient*innen nicht ertragen und beschäftigte sich lieber selbst.

Für viele unserer Interviewpartner*innen war die Rehabilitation auch ein Ort, an dem sie bewusst einmal etwas für sich tun und die Zeit frei einteilen konnten. Dies fiel manchen Erzähler*innen gar nicht leicht, insbesondere, wenn sie gegenüber ihrer Umwelt argumentieren mussten, warum sie eine Rehabilitation in Anspruch nahmen.

Erna Hettich achtete auf sich selbst und fühlte sich wohl.

Paul Reinauer kam wieder auf die Beine und war froh, dass er auch in Ruhe gelassen wurde.

Bei der Antragstellung berichten unsere Interviewpartner*innen, dass meist der Sozialdienst in ihren jeweiligen Krankenhäusern der Akutbehandlung aktiv geworden sei und sie dabei unterstützt habe. Einige schildern auch, dass sie sich selbst informierten oder auch die Reha bewusst erst zu einem späteren Zeitpunkt in Anspruch nahmen. Dabei konnten die meisten unserer Interviewpartner*innen auch selbst Einfluss darauf nehmen, wo und gegebenenfalls auch wann sie diese machen wollten. Bei Jutta Groß war es auf mehrmalige Anfrage bei der Rentenversicherung auch möglich, dass sie als alleinerziehende Mutter ihre Kinder mit zur Reha nehmen konnte. Anderen war es wichtig, die Rehabilitation ambulant zu machen.

Maria Rich nahm selbst Einfluss, wo ihre Aufenthalte stattfanden.

Karl Bergmann wollte erst später nach der Operation in eine Rehabilitationsklinik und profitierte sehr davon.

Einige schildern, dass sie um die Reha-Maßnahmen kämpfen mussten oder auch Ablehnungen erfuhren. Leon Gerspacher ist sich unsicher, ob er als Student überhaupt Anspruch auf eine Reha hat.

Als er in Rente war, wurde eine weitere Reha bei Gunther Kraft abgelehnt.

Als Beihilfeberechtigte war es für Petra Markert nicht selbstverständlich, dass ihr eine Reha bewilligt wurde.

Während manche unserer Erzähler*innen bewusst nach einer onkologischen Rehabilitationsklinik suchten, um sich auch mit Mitpatient*innen austauschen zu können, waren für andere Aspekte wie die Ernährung oder der Umgang mit dem Stoma wegweisend (siehe auch „Informationssuche und Patientenkompetenz“). So machten manche unserer Interviewpartner*innen auch schlechte Erfahrungen, wenn die Klinik nicht auf ihr Krankheitsbild spezialisiert war, insbesondere beim Umgang mit dem Stoma (siehe auch „Umgang mit dem Stoma“).

Sonja Novotny war bewusst in einer Ernährungsklinik, in der keiner außer ihr Krebs hatte.

Einige unserer Erzähler*innen lehnten von sich aus die Rehabilitation aus verschiedenen Gründen ab. Dies lag manchmal daran, dass es nicht möglich war, eine Begleitperson mitzubringen oder die Rehabilitation wohnortnah durchzuführen, um auch die Kinder weiterhin versorgen zu können. Einzelne kamen auch zum Schluss, dass sie lieber zuhause im Kreis ihrer Familie bleiben wollten, besonders in der Zeit nach sehr eingreifenden Therapien.