Rückenmarksstimulation

Eine verhältnismäßig neue Methode in der Behandlung von Schmerzen ist die Implantation eines Rückenmarksstimulators, SCS (engl. für Spinal Cord Stimulation), eine Art Nervenschrittmacher in die Wirbelsäule.

Diese invasive Behandlungsmethode kommt bei ausgewählten Schmerzsyndromen infrage, wenn alle anderen Therapiemöglichkeiten erschöpft sind und ohne Erfolg blieben. Hierzu gehören insbesondere umschriebene neuropathische (d.h. vom Nerven ausgehende) Schmerzen wie z.B. chronische Beinschmerzen nach Wirbelsäulenoperationen, CRPS (früher M. Sudeck), Phantomschmerzen, Schmerzen nach Gürtelrose oder in sehr seltenen Fällen auch bestimmte Kopfschmerzformen..

Bei der Rückenmarksstimulation wird eine Elektrode in den Wirbelkanal außerhalb der Hirnhaut in die Nähe des Rückenmarks eingesetzt. Die Elektrode gibt schwache elektrische Impulse ab, welche die Schmerzweiterleitung überlagern. Die Elektrode wird je nachdem, von wo die Schmerzen ausgehen, weiter oben oder unten in den Wirbelkanal geschoben. Die Schmerzen werden dadurch reduziert, anstelle der Schmerzen wird ein angenehmes Kribbeln wahrgenommen. (siehe auch „Infos und Links“ für weitere Informationsquellen).

Einigen unserer Interviewpartner wurde von ärztlicher Seite die Implantation eines Rückenmarksstimulators vorgeschlagen, nachdem die Medikamente bei ihnen keinen entscheidenden Fortschritt brachten. Eine Erzählerin berichtete, dass sich die Ärzte bei ihr nicht einig waren, ob sie von dieser Methode profitieren würde, sie entschied sich dagegen. Für andere war die Entscheidung für diese Operation leicht, da sie die einzige Hoffnung war, etwas an den schwer aushaltbaren Schmerzen ändern zu können.

Daniela Klein wollte alles genau wissen, bevor sie sich für die Implantation entschieden hat.

 Für Klaus Fischer war die Implantation des Rückenmarksstimulators der letzte Strohhalm.

Bei der Implantation werden in einem ersten Eingriff die Elektroden an die richtige Stelle im Wirbelkanal geschoben. Dies geschieht mit lokaler Betäubung, damit der Arzt während des Eingriffs Rückmeldung vom Patient bekommen kann. Dieser Eingriff wurde von einigen Interviewpartnern als langwierig und unangenehm geschildert, andere erlebten ihn aber auch als unproblematisch. Für einige Tage werden dann die Kabel nach außen geführt und der Impulsgeber noch nicht unter der Bauchdecke platziert, um auszuprobieren, ob eine Besserung eintritt. Wenn alles funktioniert, werden unter Vollnarkose die Kabel und der Impulsgeber implantiert. Einige der Erzähler berichten, dass es ein komisches Gefühl ist, wenn während der Testphase die Kabel noch direkt aus dem Körper herauskommen.

Tanja Werner erklärt, wie die Operation ablief.

Jens Krause berichtet, dass zuerst ausprobiert wird, ob das Gerät hilft, bevor es richtig eingepflanzt wird.

Klaus Fischer erzählt, dass es etwas komisch ist, wenn die Kabel noch nicht "unter Putz" sind.

Wenn der Stimulator eingeschaltet ist, beschreiben die Erzähler ein Gefühl wie ein Kribbeln, der Schmerz wird „abgeschaltet“, es fühlt sich an wie eine elektrische Zahnbürste. Mit der Zeit, so berichten unsere Interviewpartner, gewöhnt man sich an dieses Gefühl.

Der Impulsgeber, der mit der Batterie für das Gerät unter die Bauchdecke gepflanzt wird, wird von einigen Erzählern als Fremdkörper wahrgenommen. Auch hieran gewöhnten sich die meisten Interviewpartner nach einiger Zeit. Eine Erzählerin berichtet, dass sich dadurch ihre Bauchform verändert hat, was sie als unangenehm empfindet.

Durch das Implantat hat sich bei Daniela Klein ihr Bauch verändert, das empfindet sie als unangenehm.

Das Gerät kann von den Ärzten von außen individuell programmiert werden. Unsere Erzähler berichten, dass es einige Zeit braucht, bis man herausgefunden hat, wie die Stärke am Besten zu wählen ist.

Klaus Fischer erzählt, wie die Ärzte bei ihm das Gerät individuell programmiert haben.

Mit dem Gerät kann man selbst die Stromstärke an die jeweilige Aktivität anpassen. Für einige Interviewpartner ist dies sehr hilfreich, andere lassen es 24 Stunden laufen ohne etwas zu ändern.

Klaus Fischer erzählt, wie er das Gerät im Alltag nutzt.

Der Erfolg des Rückenmarksstimulators wird sehr unterschiedlich beschrieben, da die Erzähler auch sehr unterschiedliche Schmerzsymptome haben: Für einige Interviewpartner mit schwerem Clusterkopfschmerz ist die Reduktion der Schmerzattacken sowie der Schmerzstärke ein großer Erfolg. Für andere Erzähler ist eine Schmerzreduktion von 60-70% hilfreich, sie würden sich aber eine noch bessere Wirkung wünschen. Alle unsere Interviewpartner mit Erfahrungen mit einem Rückenmarksstimulator berichteten von einer Verbesserung, vollkommen schmerzfrei wurde jedoch niemand mit dieser Methode.

Für Tanja Werner hat sich ihr Leben seit der Operation sehr verbessert.

Daniela Klein hat 60% weniger Schmerzen.

In welchen Bereichen des Lebens sich die Implantation des Rückenmarksstimulators für unsere Erzähler auswirkt, ist sehr vielfältig. Einige erzählten, dass sie wieder vieles unternehmen können, Hobbies wieder aufnehmen oder wieder aus dem Haus gehen, was ihnen vorher nicht mehr möglich gewesen war. Andere berichten nach wie vor von vielen Einschränkungen im Alltag. Alle Erzähler berichten jedoch, dass sie sehr froh sind, sich für diesen Schritt entschieden zu haben, und würden sich wieder für die Operation entscheiden.

Eine Besonderheit im Leben mit einem Rückenmarksstimulator ist auch, dass man sehr vorsichtig sein muß mit schnellen Bewegungen und Drehungen, damit die Elektrode nicht verrutscht. Manche Interviewpartner konnten aus diesem Grund ihre Arbeit nicht mehr aufnehmen, obwohl die Schmerzen sich deutlich verbessert hatten. Auch die Möglichkeit zu sportlichen Aktivitäten kann dadurch eingeschränkt sein.

Tanja Werner kann heute wieder vieles unternehmen.

Tanja Werner erzählt, was sie bei Bewegungen beachten muß.