Operationen und Eingriffe

Viele unserer Erzähler und Erzählerinnen wurden im Laufe ihrer Krankheitsgeschichte mit der Frage konfrontiert, ob sie sich operieren lassen sollen, um die Schmerzen besser in den Griff zu bekommen.

Die Frage, ob eine Operation hilfreich sein kann, und welche Art von Eingriff überhaupt in Frage kommt, hängt natürlich sehr stark von der Diagnose sowie individuellen Risiken und Gegebenheiten ab.

Im Bereich der Rückenschmerzen werden häufig Versteifungen der Wirbelsäule (Spondylodese) vorgeschlagen und bei Bandscheibenvorfällen die Entfernung verlagerten Bandscheibenmaterials zur Druckentlastung (durch Nukleoplastie oder eine Standarddiskektomie). Bei einigen unserer Interviewpartnerinnen und -partner wurde auch das Freifräsen von eingeengten Nervenkanalstellen in der Wirbelsäule vorgeschlagen.

Dazu gibt es verschiedene andere Eingriffe, bei denen Nerven entlastet oder durchtrennt werden, um eine Verbesserung der Schmerzsituation zu erreichen.

Einigen unserer Interviewten wurde die Implantation eines Rückenmarkstimulators vorgeschlagen, eine Methode, die jedoch nur bei bestimmten Diagnosen in Frage kommt (siehe hierzu Thementext „Rückenmarksstimulation“).

Gelenkschmerzen, die durch Verschleiß entstanden sind (z.B. in Hüfte, Schulter oder Knie), können bei manchen Betroffenen über den operativen Einsatz von Endoprothesen gelindert oder sogar behoben werden.

Die Entscheidung für oder gegen eine OP kam sehr unterschiedlich zustande: Einige Erzähler berichten, dass sie gar keine Wahl hatten, sondern die Ärzte entschieden, dass die Operation sofort durchgeführt werden müsse, da es sonst zu bleibenden Lähmungen und Nervenschädigungen käme (z.B. bei bestimmten Bandscheibenvorfällen).

Einigen wurde aufgrund persönlicher Risiken von den Ärzten abgeraten, sich operieren zu lassen.

Alexander Schwarz erzählt, dass die Ärzte von einer Operation abrieten, da die Gefahr einer Schädigung benachbarter Nervenstrukturen bestehe.

Andere berichten von einem längeren Entscheidungsprozess für oder gegen einen operativen Eingriff. Dabei spielen auch frühere Erfahrungen eine Rolle: Ein Mann berichtet, dass er sich nach schlechten Erfahrungen mit einer früheren OP jetzt nicht mehr operieren lassen möchte

Ein anderer Interviewpartner hatte bisher immer die Erfahrung gemacht, dass eine OP ihm die Schmerzen zumindest kurzfristig nimmt. Deshalb fiel es ihm leicht, einer weiteren zuzustimmen.

Die Hoffnung, dass sich etwas bessern könnte, wenn der momentane Zustand als unerträglich erlebt wird, kann ebenfalls zur Entscheidung für eine OP beitragen, auch wenn es keine Garantie für Erfolg gibt

Tanja Werner half die Hoffnung auf Schmerzfreiheit, sich keine Sorgen wegen der Operation zu machen.

Die Entscheidung für oder gegen eine Operation wird von vielen als nicht einfach beschrieben. Besonders erschwert wird die Entscheidung, wenn die Empfehlungen mehrerer Ärzte sich widersprechen. Petra Andresen berichtet, dass am Abend vor der geplanten Operation der Arzt zu ihr ans Bett kam und sagte: „Wenn wir die Hüfte jetzt raus nehmen und sie war gar nicht die Ursache der Schmerzen, dann haben wir ein großes Verbrechen begangen.“ Daraufhin wurde die Operation abgesagt und Petra Andresen fand andere Behandlungsoptionen.

Anna Wagner wurden unterschiedliche Empfehlungen gegeben, und sie musste sich selbst entscheiden.

Der Erfolg eines operativen Eingriffs kann sehr unterschiedlich aussehen. So berichten einige unserer Interviewpartnerinnen und -partner nach Wirbelsäulenoperationen von einer Verbesserung der Schmerzsituation zumindest für eine bestimmte Zeit, bei anderen trat dieser Erfolg nicht ein.

Bei einigen hielt die Verbesserung nicht auf Dauer an. Bei manchen kam es während oder nach der Operation zu Komplikationen. Diese können entweder aufgrund eines nie ganz auszuschließenden Risikos auftreten, oder durch individuelle Veranlagungen des Einzelnen bedingt sein. Eine Frau berichtet davon, dass sie durch die implantierten Schrauben bei der Wirbelversteifung neue Schmerzen bekam, die nach Entfernung der Schrauben wieder weggingen.

Hans König wurde in den 80er Jahren an den Bandscheiben operiert. Damals war das Vorgehen bei solchen Operationen noch deutlich anders als heute: Es wurde eine Versteifung mittels eines Harringtonstabs durchgeführt, danach musste er sechs Wochen in ein Gipsbett und anschließend über Monate ein Korsett tragen. In den folgenden Jahren lösten sich immer wieder Schrauben oder musste Metall entfernt werden, so dass Hans König immer wieder operiert werden musste.

Andere Interviewpartner erzählen, dass bei ihnen der verengte Nervenkanal freigefräst wurde, um den Druck von den Nerven zu nehmen, aufgrund einer persönlichen Veranlagung aber immer wieder sehr schnell Narbengewebe den Kanal zuwucherte, so dass die Schmerzen erneut auftraten.