Stimulationsverfahren und andere Behandlungsformen

Neben der medikamentösen Behandlung (siehe Thementext „Medikamente und Nebenwirkungen“) gibt es einige weitere Behandlungsformen für Epilepsie. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Epilepsiechirurgie als eine weitere Behandlungsmöglichkeit für bestimmte Arten von Epilepsie weiterentwickelt (siehe dazu den Thementext: „Erfahrungen mit dem Thema Operation“.)

Daneben gibt es seit einiger Zeit die Vagus-Nerv-Stimulation und seit kurzem wird ein weiteres Stimulationsverfahren eingesetzt, die Tiefenhirnstimulation.

Bei der Vagus-Nerv-Stimulation wird unter der Haut, meist im Brustbereich, ein Stimulationsgerät implantiert, das elektrische Impulse aussendet. Diese werden über ein Kabel direkt zum Nervus Vagus am Hals geleitet und sollen auf diese Weise Anfällen entgegensteuern. Spürt der Betroffene, dass ein Anfall beginnt, so kann er selbst einen zusätzlichen Impuls auslösen, der den Anfall wenn möglich verhindert.

Einige unserer Interviewpartner haben Erfahrungen mit einem Vagus-Nerv-Stimulator gemacht. Häufig hatten sie bereits viele Medikamente ausprobiert, die sie leider nicht anfallsfrei machten und erhofften sich von der Vagus-Nerv-Stimulation eine Verringerung der Anfallshäufigkeit. Einige erlebten das Gerät als hilfreich, andere sahen keine Verbesserung.

Bianca Scholz machte gute Erfahrungen mit dem Vagus-Nerv-Stimulator.

Andreas Bergmann wurde eine Vagus-Nerv-Stimulator-Implantation angeboten, er lehnte aber ab.

Matthias Groß erzählt, dass ihm der Vagus-Nerv-Stimulator einige Jahre sehr geholfen hat. Jetzt überlegt er, ob er ihn wieder herausnehmen läßt.

Eine relativ neue Behandlungsform ist die Tiefenhirnstimulation. Dabei wird ebenfalls ein Stimulationsgerät im Brustbereich implantiert, das allerdings Elektroden stimuliert, die im Gehirn eingesetzt werden. Hier senden sie ebenfalls elektrische Impulse, die die Anfälle direkt im Gehirn unterdrücken sollen.

Martin Krüger schildert, wie eine Tiefenhirnstimulation funktioniert.

Zwei unserer Interviewpartner konnten wir zu ihren Erfahrungen mit dem neuen Verfahren befragen. Beide gehörten zu den ersten Patienten in Deutschland, bei denen es angewandt wurde. Das war gerade in der Entscheidung für oder gegen den Eingriff eine besondere Situation.

Aylin Stein schildert, dass die Entscheidung für sie schwierig war, da sie niemanden nach den Erfahrungen fragen konnte.

Die Entscheidung fiel Martin Krüger leicht, da es keine anderen Optionen für ihn gab.

Die Operation selbst verläuft ähnlich wie andere neurochirurgische Eingriffe. (siehe auch „Thementext: Erfahrungen mit dem Thema Operation“)

Aylin Stein hatte vor der Operation Angst, fand sie dann aber nicht schlimm.

Nach der Operation kam es bei Martin Krüger zu einer Nebenwirkung, die ihn überraschte: Er hatte ungefähr drei Wochen rasche Stimmungswechsel, jedes mal, wenn das Stimulationsgerät ansprang. Nach drei Wochen gab sich das von selbst. Aylin Stein merkte nichts von dem Gerät in ihrem Körper.

Martin Krüger hatte alle paar Minuten ein komisches Gefühl, wenn das Gerät ansprang.

Aylin Stein hatte vor der Operation Bedenken, wie es ist, einen Fremdkörper in sich zu tragen.

Beiden Interviewpartnern wurde gesagt, dass sie nicht mit Anfallsfreiheit rechnen könnten. Sie erlebten jedoch beide eine Verbesserung ihrer Anfallssituation; die Anfälle wurden seltener und milder. Bei Martin Krüger war die Zeit nach der Operation mit 4 Monaten allerdings noch zu kurz, um wirklich Bilanz ziehen zu können.

Aylin Stein ist sehr froh, sich für den Eingriff entschieden zu haben.

Neben den genannten Behandlungsformen gibt es einige seltenere Formen wie z.B. die ketogene Diät, eine spezielle Ernährungsweise, die teilweise bei Kindern zu einer Anfallsverbesserung führt, oder das Biofeedback, das eine Möglichkeit der Selbstkontrolltechnik darstellt. Unsere Interviewpartner hatten jedoch keine praktischen Erfahrungen mit diesen Methoden. (siehe dazu „Infos und Links“).

Die Alternativmedizin wie z..B. Naturheilverfahren oder auch Homöopathie stellte für unsere Interviewpartner keine Alternative zur Schulmedizin dar, da viele das Risiko einer geringeren Wirksamkeit angesichts der gravierenden Auswirkungen bei einer Anfallsverschlechterung nicht eingehen wollten (siehe auch Thementext „Medikamente und Nebenwirkungen“).