Die Erfahrungen von Joachim Braun

Portrait Joachim Braun ist zum Zeitpunkt des Interviews 55 Jahre alt und verheiratet. Nach der Diagnose und anschließenden Operation eines Rektumkarzinoms kehrte er bald darauf in das Berufsleben zurück und arbeitet heute wieder als Leiter eines Ausbildungszentrums.

Im Alter von 50 Jahren stellte Joachim Braun eines Tages Blut im Stuhl fest, was er zunächst mit der Hoffnung auf Besserung beobachtete. Nach einigen Tagen entschied er sich jedoch, zum Arzt zu gehen, welcher ihn gleich zur Darmspiegelung schickte. Dort wurde ein Polyp (das heißt, ein Frühstadium eines Darmkrebses) in der Nähe des Schließmuskels als Ursache diagnostiziert, der nur operativ entfernt werden konnte. Um dem Risiko von Inkontinenz als Folge einer schließmuskelerhaltenden Operation zu entgehen, entschied sich Joachim Braun letztendlich für die Operationsmethode, bei der der Schließmuskel entfernt und stattdessen ein künstlicher Darmausgang gelegt wurde.

Nach der ersten Operation traten Komplikationen auf, so dass Joachim Braun wenig später nochmals operiert werden musste, um lebensgefährliche Blutungen zu stoppen. Auch die Zeit nach der Operation war mit Schmerzen verbunden. Er schildert, dass für ihn auch im Rückblick die Entscheidung für ein Stoma richtig gewesen sei und er sich heute im Alltag kaum beeinträchtigt fühle. Besonders die tägliche Darmspülung erlaube es ihm, sich freier zu bewegen. Joachim Bauer empfand es als hilfreiche Ablenkung, bald nach der Operation wieder arbeiten zu gehen und zurück in den Alltag zu finden.

Durch die frühzeitige Erkennung und das geringe Tumorstadium musste sich Joachim Braun keiner weiteren Therapie unterziehen. Die jährliche Nachsorge erachtet er allerdings als wichtig und ermutigt jeden, zur Darmspiegelung zu gehen.

Im Zuge der Erkrankung kam Joachim Braun mit der Selbsthilfe in Berührung. Die Informationen, die er in der Selbsthilfeorganisation bekam, seien gerade in der Anfangszeit für ihn sehr hilfreich gewesen. Schließlich gründete er sogar selbst eine Gruppe vor Ort, um so seiner Dankbarkeit Ausdruck zu verleihen, die er für die Unterstützung empfunden habe. Dabei ist ihm die Möglichkeit zum Austausch und Offenheit mit dem immer noch tabubesetzten Thema ein großes Anliegen.

Das Interview wurde im Frühsommer 2013 geführt.

 

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