Die Erfahrungen von Claudia Hartmann

Portrait Symptomatische Epilepsie, komplex-fokale Anfälle, tonisch-klonische Anfälle, psychogene Anfälle. Claudia Hartmann ist 27 Jahre alt. Ihren ersten epileptischen Anfall hatte sie im Alter von zehn Jahren. Durch die Einstellung mit Medikamenten war sie in ihrer Jugend immer wieder längere Zeit anfallsfrei; seit ihrem vierundzwanzigsten Lebensjahr hat sie jedoch wieder Anfälle. Derzeit wird geprüft, ob eine Operation bei ihr möglich wäre. Sie ist gelernte Fachangestellte für Bürokommunikation, kann diesen Beruf aufgrund der Epilepsie derzeit aber nicht ausüben.

Claudia Hartmanns erste Anfälle traten nur nachts auf und wurden von ihrer Familie bemerkt. Es dauerte einige Wochen bis die Diagnose Epilepsie gestellt und sie medikamentös eingestellt wurde.

Sie schildert, dass die Anfälle nach fünf Jahren Anfallsfreiheit wieder aufgetreten sind, zunächst habe man sie mit Medikamenten aber wieder einstellen können. Mit 24 Jahren traten die Anfälle jedoch wieder auf und bisher ist es nicht gelungen, sie erneut einzustellen. Die Ursache der Epilepsie ist bis heute unklar. Nach wie vor kommen die Anfälle vor allem nachts, weshalb sie auch bei ihrer Familie lebt, da ein Alleinleben dadurch schwierig wäre. Claudia Hartmann berichtet, dass sie sowohl Grand-Mal-, als auch komplex-fokale und früher eine Zeit lang psychogene Anfälle erlebte.

Claudia Hartmann schildert, dass die Medikamenteneinnahme für sie teilweise mit dramatischen Nebenwirkungen verbunden gewesen ist, wie der Reduktion weißer Blutkörperchen, was zur Aufnahme auf der Intensivstation geführt habe, zu Magen-Darm-Problemen und Doppeltsehen. Dadurch wurde die medikamentöse Einstellung deutlich erschwert.

Claudia Hartmann hatte immer viel Unterstützung von Familie und Freunden, wofür sie sehr dankbar ist. Jedoch findet sie es auch nicht immer ganz einfach, so sehr auf andere angewiesen zu sein, insbesondere auf ihre Eltern, die sie auch finanziell sehr unterstützen, seit sie aufgrund der Anfälle keiner beruflichen Tätigkeit mehr nachgehen kann. Daher hofft sie, dass eine geplante Rehamaßnahme ihr hilft, zurück in die Arbeitswelt zu finden und ein eigenständigeres Leben führen zu können.

Sie hat sich lange schwer damit getan, die Epilepsie zu akzeptieren und schildert, dass sie oft versucht habe, sie wegzuschieben. Das führte bei ihr zu anderen Erkrankungen, wie z.B. einer Essstörung, unter der sie in der Vergangenheit litt. Seit einiger Zeit macht sie eine Psychotherapie, um besser mit den Belastungen der Krankheit umgehen zu lernen, was sie als sehr hilfreich empfindet. Sie hat gelernt, die Krankheit als Teil ihres Lebens zu akzeptieren.

Claudia Hartmann würde sich wünschen, dass Epilepsie in der Gesellschaft weniger stigmatisiert wird und es so für Betroffene leichter wird, offen mit ihr umzugehen.

Das Interview wurde im Frühjahr 2012 geführt.

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